Donnerstag, 17. Dezember 2009

Internationaler Tag gegen Gewalt an Sexarbeiter/innen


Heute ist der internationale Tag gegen Gewalt an Sexarbeiter/innen. Er wurde von Dr. Annie Sprinkle und dem "Sex Workers Outreach Project USA (Swop)" als Gedenktag für die Opfer des Green River Mörders initiiert. Seitdem hat es sich zu einem jährlichen Event entwickelt, bei dem auf die Diskriminierung und Gewalt gegen Sexarbeiter/innen durch Gesetze, Polizei und Privatpersonen aufmerksam gemacht wird.

Montag, 7. Dezember 2009

Medienbombe ohne Inhalt


In letzter Zeit war das Thema Prostitution in den Medien sehr präsent. Leider wurde in keiner Sendung die Chance wahrgenommen, seriös darüber zu diskutieren.

Sex nach 9 ist eine Websendung, wo die Zuschauer Abstimmen können, welches Thema als nächstes besprochen wird. Dann können sich Leute melden, welche per Telefon mit dem Moderator darüber sprechen wollen, und Personen auf der Strasse werden befragt. Es kam dann auch Sonia Rossi, die Autorin von "Fucking Berlin" zu Wort, sowie eine Hobbyhure und ein Callboy. Viel schlauer ist man nach der Sendung nicht- man hört nur die Anekdoten einzelner Beteiligter. Was mir fehlte war der kritische Diskurs. Es gibt in der Prostitution Probleme, das ist nicht abzustreiten. Dies wurde jedoch kaum Thematisiert, schlussendlich wurde nur der Voyeurismus befriedigt. Das einzige was für einige Leute vielleicht überraschend kam ist, dass es neben dem Klischee der drogensüchtigen, aussätzigen Prostituierten auch viele normale, "bürgerliche" Frauen gibt, welche dieser Tätigkeit nachgehen. Aber jeder, der nicht völlig hinter dem Mond lebt weiss dies bereits.
Wer mich jedoch beeindruckte war die ältere Passantin, welche nach ihrer Meinung zur Prostitution befragt wurde. Zunächst wirkte sie etwas streng, doch dann sagte sie ganz selbstverständlich: Wenn es freiwillig gemacht wird und beide zufrieden sind ist doch gut. Was den Menschen Freude macht kann doch nur richtig sein.

Als Vorbereitung zur Sendung wurde eine Online-Umfrage über Paysex unter den Lesern durchgeführt. Das Ergebnis überraschte: "Jede Siebte der Befragten jobbte schonmal als Hobby-Hure". Das erscheint mir schon etwas gar hoch, aber wenn man Gefälligkeiten wie Drinks und zum Essen einladen miteinbezieht, dürfte der Prozentsatz um einiges höher als 14% liegen.

Die Talkshow "Menschen bei Meischberger" hätte da schon mehr Potenzial gehabt etwas aus der Sendung zu machen- trotz dem unglücklich gewählten Titel "Soll Prostitution verboten werden?". Ich zitiere mal einen Kritiker der Sendung: Dies aus heiterem Himmel zu fragen kommt der Frage gleich, "Sollen Menschenrechte nicht doch lieber abgeschafft werden?". Doch die Chance einer ernst zu nehmenden Diskussion wurde deftig in den Sand gesetzt, indem als Vertretung der Kundenseite ein selbsternannter "Playboy" namens Rolf Eden eingeladen wurde. So einem widerlichen Typ begegnet man selbst in den Medien selten. Doch damit lassen sich natürlich die weniger intelligenten Zuschauer schnell mal manipulieren. Mir ist glücklicherweise noch nie so einer begegnet, und wenn dann wäre das Treffen ziemlich schnell zu Ende..oder besser, würde gar nicht erst zustande kommen.
Eingeladen waren als weitere hervorzuhebende Gäste noch Frau Constabel, eine Sozialarbeiterin, welche seit langem mit Prostituierten zusammenarbeitet. Sie wirkte einigermassen reflektiert, gab auch zu dass es selbstbestimmte Sexarbeiterinnen gibt, befürwortet jedoch leider die Kriminalisierung von Kunden und benutzte erniedrigende Sprache wie "Frauen kaufen" (wer sich nicht nur oberflächlich mit dem schwedischen Modell befasst hat weiss, was für katastrophale Auswirkungen auf gerade die schlechter gestellten Frauen hat, welche es angeblich beschützen soll). Auch eine Sexarbeiterin, Frau K., war dabei. Sie arbeitet in einem Bordell, das explizit Discount-Service anbietet. Wegen ihrer bürgerlichen sozialen Situation wurde sie allerdings als "nicht die Norm" hingestellt- die Hausfrau, welche die Haushaltskasse so aufbessert sei die Ausnahme. Dazu gibt es einfach keine Statistiken. Wie soll man das denn auch zuverlässig untersuchen? In alle Privatwohnungen eindringen, um an den Teil der Sexarbeiterinnen ranzukommen, welche gemäss Schätzungen den grössten Teil ausmacht? Allgemein wird stets so viel behauptet, mit Prozentzahlen herumgeschmissen für die es KEINERLEI Anhaltspunkte gibt, und wenn nach wissenschaftlichen Statistiken gefragt wird, werden "Studien" mit 10 Beteiligten aus Ghetto-Vierteln und Einzelmeinungen hinzugezogen. Man könnte meinen, die Leute vom Fach hätten nie Forschungsmethoden gelernt. Oder die Journalisten verallgemeinern Forschungsergebnisse? Das ist es wohl eher. Download der Sendung

Und noch ein Link, auf den ich von lorimelon hingewiesen wurde: Streit um Prostitution vor Klimagipfel- Gratis-Sex für Delegierte
Und ein Interview mit der Sozialarbeiterin Nane Geel, welche mir sehr sympathisch ist: "Ich denke, dass das Bedürfnis nach Sexdienstleistungen auch ein Spiegel der sexuellen Leere in Beziehungen ist."

Montag, 16. November 2009

Belle de Jour enthüllt ihre Identität


Belle de Jour, deren Blog ich sehr schätze, hat ihre Identität preisgegeben: Sie ist Dr. Brooke Magnanti, eine Medizinische Forscherin. Es hatte zahlreiche Vermutungen und Enthüllungsversuche der Presse darüber gegeben, wer sie ist. Was ich merkwürdig finde ist, wie viele dachten sie sei ein Mann, da ihr Leben nur einer "männlichen Fantasie" entspringen könnte. Das scheint ja bei Sexarbeiterinnen oft der Fall zu sein, auch mir hat man dies bei einer Online-Diskussion mal unterstellt.. Immerhin ist Belle's Identität als Frau nun offiziell bestätigt.
Hier noch ein ausführlicherer Artikel dazu

Mittwoch, 11. November 2009

"Private Damen"

Ich habe angefangen selbst auf Kontaktseiten zu inseriren. Dabei ist mir klargeworden, dass die Kommissionen für die Agentur keineswegs überrissen sind.. Es gibt tatsächlich eine Menge Arbeit alle E-mails zu beantworten, telefonieren, abchecken... Ein weiterer Vorteil von Agenturen ist, dass das Honorar geschützt wird. So viel kostet eine Stunde, und damit basta! Bei selbständig Inserierenden wird auf biegen und brechen versucht, zu verhandeln, weil es ja keine "professionellen" sind.
Am ersten Tag nach dem Inserat hatte ich etwa 30 (!) Anfragen. Als ich jedoch das Honorar nannte schrieb ein Grossteil nicht mehr zurück, was auch ganz gut ist, ich möchte ja nicht jeden Tag mehrere Kunden treffen. So kommt Angebot und Nachfrage zu einem harmonischen Gleichgewicht.

Nachtrag: Ich würde inzwischen eindeutig davon abraten, mit einer Escort- Agentur zusammenzuarbeiten. Meine ehemalige Agentur verlangte 25% Kommission, was ich angemessen finde, aber die meisten verlangen weitaus mehr (30- sogar 50%). Ausserdem habe ich lieber im voraus selbst Kontakt mit meinen Kunden, auf diese Weise ist es einfacher abzusagen wenn etwas nicht passt. Als Independent Escort hat man eine weitaus grössere Kontrolle über das ganze, auch wenn es mehr Aufwand gibt.

Dienstag, 3. November 2009

Mittwoch, 28. Oktober 2009

...wenn es dir so gefällt, weshalb lässt du dich dann bezahlen?

Ich bin nun schon einige male auf das "Argument" gestossen, wenn Sexarbeiterinnen tatsächlich Spass an ihrer Arbeit hätten, müssten sie ja nicht dafür bezahlt werden- also lügen diejenigen, die behaupten es gefalle ihnen. Wie bitte?? Solche Aussagen können doch nur von Menschen stammen welche meinen, Arbeit müsse zwangsläufig etwas unangenehmes sein, etwas das es zu vermeiden gilt ausser man bekommt etwas materielles dafür. Jedoch gibt es offensichtlich massenhaft Leute, die ihr Hobby zu ihrem Beruf gemacht haben, weil sie sich am liebsten damit beschäftigen. Ich kenne genug Musiker, welche auch ohne Bezahlung überaus glücklich wären ihrer Kunst nachzugehen, doch von irgendetwas muss man ja leben können.

Trotzdem würde ich auf Sex mit fremden Männern verzichten, wenn ich nicht dafür bezahlt würde. Und zwar NICHT, weil es mir nicht gefällt, sondern weil es einfach zu aufwändig ist. Weshalb sollte ich mich um eine Kontaktaufnahme zu Durchschnittstypen bemühen, wenn ich stattdessen auf der Stelle (oder innert absehbarer Zeit. Sex mit meinem Liebsten haben könnte, und bei Bedarf nach Abwechslung genügend interessante Bekannte willig wären?

Dienstag, 20. Oktober 2009

Feministischer Pornofilmpreis

Letzten Samstag wurde zu ersten mal der feministische Pornofilmpreis vergeben. Wer das "Poryes" Banner am Boden meiner Seite gesehen hat, kann sich denken dass ich diesen Unterstütze. Aaber.. Ein Auszug der Kriterien, welche einen Film möglicherweise dafür qualifizieren:

* Die sexpositive Darstellung weiblicher Lust,

* das Aufzeigen vielfältiger sexueller Ausdrucksweisen

* das maßgebliche Mitwirken von Frauen bei der Filmproduktion.

Jetzt mal ehrlich: Haben wir nicht schon genug Darstellungen weiblicher Lust? In Mainstream-Pornos steht praktisch IMMER die Frau im Mittelpunkt, sie stöhnt, zuckt und zeigt ihre Lust- sowohl bei dem, was vermutlich als sexpositiv (=nicht Gewalttätig?) empfunden würde wie auch bei härteren szenen. Die Lust des Mannes wird meist nur beim Koitus gezeigt der zwar das "Ziel" ist, sonst wird ihm visuell wenig Beachtung Geschenkt. Ich frage mich, weshalb bei Pornos für HETEROSEXUELLE Frauen auf dem Cover meist Weibliche Wesen abgebildet sind, genauso wie im erotischen Frauenmagazin "Alley Cat". Um es mal übertrieben zu formulieren, haben Frauen die eigene Objektivierung als ein Symbol für Ästhetik und Lust soweit verinnerlicht dass sie auf die Reize des männlichen Geschlechts einfach nicht anspringen?

Montag, 12. Oktober 2009

Gestörte Gesellschaft


Heute habe ich einen Podcast von "The Economist" gehört, wo es um das Versagen des "Sex Offender"- Systems in den USA geht. Das Interview war mit einer Aktivistin, welche sich dagegen einsetzt.

Sexualstraftäter sind in einem öffentlichen Register einsehbar. Hmm, okay..meine erste Reaktion darauf ist zugegebenermassen eher positiv. Ist doch gut, dass man das endlich mal ernst nimmt und was dagegen unternimmt, nicht wahr? Das Gesetz wurde Erlassen, weil keiner der Politiker als zu weich gegenüber solchen Straftätern erscheinen wollte, obwohl man natürlich schon einige Probleme kommen sah..
Bei diesem Register wird aber nicht zwischen gemeingefährlichen Gewaltverbrechern und Sittendelinquenten unterschieden. Eine Mutter, welche nichts gegen die sexuelle Aktivität ihrer 15-Jährigen Tochter mit ihrem 17-Jährigen Freund unternahm wurde wegen "Förderung eines Sexualdeliktes" eingetragen. Als Folge davon verlor sie ihren Job, ihr soziales Umfeld, und steht an einer Stelle mit Vergewaltigern. Ebenso ein minderjähriges Mädchen, welches aufreizende Fotos von sich machte: Sie wurde wegen "Erstellung von Kinderpornographie" verurteilt. Krank.

Montag, 5. Oktober 2009

Harman ruft Schwarzenegger auf, Freierforen verbieten


Link
Die englische Politikerin Harriet Harman möchte Foren, welche Bewertungen der Dienste von Prostituierten zulassen, verbieten. Da die Seite "Punternet" ihren Sitz in Kalifornien hat, ruft sie Schwarzenegger dazu auf, diese sperren zu lassen. Ja, der Schwarzenegger, der selbst Pornos gedreht hat und für "Frauenskandale" bekannt ist.

Ich selbst sehe solche Foren sowohl positiv als auch negativ. Für die meisten Sexarbeiter/innen ist es eine sehr wichtige Quelle, um Kunden zu finden (und zwar annoncieren sie dort meist selber..). Und ein Kunde, der viel Geld für ein Date ausgibt will schliesslich wissen, worauf er sich da einlässt. Auf der anderen Seite gibt es Personen, welche diese Foren missbrauchen, um unverdient schlechte Bewertungen abzugeben. Aber das rechtfertigt in keinster Weise einen so schwerwiegenden staatlichen Eingriff in die Meinungsfreiheit.
Weitere charmante Aussagen folgen: “prostitution is not work. It’s exploitation of women by men.” Mmhm, sehr respektvoll den Sexworkern gegenüber. Und es gibt ja auch keine männlichen Sexworker.

Da kann ich nur Amanda aus "Harlot's Parlour" zitieren:

In the early 20th century, when women asked to be heard, they were patted on the head and told that they didn’t really know what they wanted. How could they? They were only women after all.
In the early 21st century, when independent, self employed women ask to be heard, you pat us on the head and tell us that we don’t really know what we want. How can we? We are only prostitutes after all.

Sonntag, 20. September 2009

Werbung...


Im neuen Orsay- Katalog:

"Willkommen auf der Venus, auf dem Planeten der Frau! Hier regieren weder Daten noch Fakten, sondern Stil, Fantasie und Intuition. Dafür brauchen wir weder Ticket noch Ausweis, sondern unser natürliches Selbstbewusstsein und einen Koffer voll Ideen: Diesen Herbst/Winter mögen wir es ganz lässig à la Bohemian Charme, denn dieses Thema steht aktuell hoch im Kurs der modischen Umlaufbahn. Erforschen wir also die Venus, unseren Orsay- Planeten. Modische Highlights erwarten uns und lassen uns einfach göttlich weiblich aussehen. THANK GOD I'M A WOMAN!"

Ja, Gott sei dank, dass ich mich als Frau nicht mit so lästigen Sachen wie Fakten auseinandersetzen muss, sondern einfach das tun kann was mir von Natur aus liegt: Shoppen und meine phantastische weibliche Kreativität mit der Kleiderwahl ausleben. Während mir von der Werbung ständig vorgezeigt wird, worin meine Kernkompetenzen liegen.

Sonntag, 6. September 2009

Die Agentur

Nachdem ich mit der Escort-Agentur Kontakt aufgenommen hatte, zeigte diese ebenfalls ein Interesse an einer Zusammenarbeit. Schliesslich vereinbarte ich telefonisch mit der Agenturleiterin ein Treffen.
Ich war ziemlich nervös, wie bei einem „normalen“ Vorstellungsgespräch. Zuerst fand ich ihr Büro nicht, schon mal ein Fettnäpfchen.. als ich dann endlich eintraf und die etwas merkwürdig aussehende Frau begrüsste, dachte ich schon „omg, worauf habe ich mich hier nur eingelassen?“ Sie stellte sich jedoch als freundlich, keineswegs seltsam heraus, und beantwortete mir gerne all meine Fragen (welche trotz vorheriger Recherche nicht wenige waren). Im Laufe des Gesprächs fragte sie mich noch, ob mir denn klar sei, dass es bei diesem Job auch um Sex gehe, und ob ich mich dabei wohl fühlen würde- von „in die Prostitution hinein tricksen“ konnte hier sicher nicht die Rede sein.
Als alles geklärt war gab sie mir einen Vertrag, den ich mir in Ruhe ansehen sollte. Ich bat eine rechtskundige Freundin ihn zu überprüfen, sie meinte er sei einwandfrei. Mit der Agenturleiterin wurde ein zweites Treffen vereinbart, wo ich den Vertrag unterschrieb und eine Kopie dessen erhielt. Ausserdem wurden Fotos für mein Profil gemacht, welche doch ganz gelungen waren.
Innerhalb von einer Woche war mein Profil auf der Homepage aufgeschaltet und ich erhielt die ersten Buchungsanfragen von Kunden. Es gibt keinen Zwang, Kunden anzunehmen, auch die Zeiteinteilung ist völlig frei. Wenn ich einen sehr unsympathisch finden würde, kann ich ihn jederzeit unter Rückerstattung des bereits bezahlten ablehnen. Dies gilt jedoch auch umgekehrt. Wenn ich einem Kunden beim Treffen gar nicht gefallen würde, kann er mir immer noch meine Reisespesen ersetzen, muss jedoch keine weitere Leistung annehmen/bezahlen. Bisher ist jedoch keines von beidem vorgekommen.

Wenn ich völlig selbständig arbeiten würde könnte ich vermutlich mehr verdienen, aber mit einer Agentur zu arbeiten hat viele Vorteile. Man muss sich nicht um das Anwerben der Kunden kümmern, was viel Zeit und auch Geld für Annoncen kosten würde. Auch bleiben einem die abklärenden/aussortierenden Telefongespräche mit Kunden erspart, was gar nicht mein Ding ist. Ein weiterer Punkt ist die Sicherheit. Bei einer Agentur sind mehrere Leute involviert welche wissen, wo und mit wem man ist- und der Kunde weiss dies auch. Das schreckt potenziell unerwünschte Kunden ab.
Im Hinterkopf bin ich trotzdem am planen, meine eigene Website einzurichten, doch das verlangt eine recht grosse Investition- professionelle Fotos, perfektes Webdesign und Text, Businessplan, eigene Filterungsmethoden für Kunden, Überwindung meiner „Telefonierphobie“... alles mit seiner Zeit.

Dienstag, 1. September 2009

Annabelle

Die neue Ausgabe des Frauenmagazins warb mit einem „Rotlicht-Report“. Der Artikel entsprach ziemlich dem, was ich erwartet hatte- halbwegs seriös, ein Schwerpunkt auf schockierenden Zitaten. Nicht wirklich neue Informationen, aber wenigstens recherchiert und ein einigermassen realistischer Blick auf die Strassenprostitution- weder übertrieben negativ noch beschönigend. Nicht, dass ich viel davon aus erster Hand wüsste, aber ich gebe mir Mühe ein möglichst Umfassendes Bild davon zu haben. Schliesslich haben wir heutzutage Zugang zu einer Vielzahl von Informationsquellen, auch neben dem Mainstream, welche eine Vielzahl von Erfahrungen und Standpunkten bereithalten.

Was jedoch sehr bitter aufstösst, sind die Aussagen der Chefredaktorin im Editorial.

„…fassungslos über diese beiden Existenzen, die davon leben, ihren Körper zu verkaufen, und dabei ihre Seele verloren haben. Nie, nie, nie wird für mein Empfinden Prostitution ein Job sein wie andere auch.“

Solche Aussagen über Mitmenschen zu machen- nicht weil diese Mörder und Sadisten wären, sondern Sex für Geld anbieten... Ich bin fassungslos.

Nachtrag vom 11.September: Ich schrieb der Redaktorin eine E-mail, in der ich sie fragte woher sie das Recht nehme, solche grausamen und erniedrigenden Sachen zu sagen. Sie begründete dies damit, dass das Editorial die Kriterien der Ehrlichkeit und der Persönlichkeit erfüllen müssten, und deshalb könne das Editorial nicht immer politisch korrekt sein. Sie könne Prostitution einfach nicht verstehen.
Politische Korrektheit?? Man stelle sich vor sie hätte Schwarze als "hirnlose Affen" oder Homosexuelle als "widernatürliche Freaks" bezeichnet. So etwas wäre NIEMALS publiziert worden, und zwar zurecht. Aber Prostituierte als seelenlose Existenzen zu bezeichnen? Kein Problem...
Man braucht nicht etwas zu verstehen um ein Mindestmass von Respekt und Rücksicht an den Tag zu legen.

Sonntag, 30. August 2009

Harry Potter


Man beachte den Blick von Ron. Den neuen Film fand ich übrigens ganz gut.

Freitag, 28. August 2009

"Die Ukraine ist kein Bordell"


Ein etwas älterer Artikel: www.spiegel.de/unispiegel/wunderbar/0,1518,639108,00.html

„Wo sie auftauchen, wird's turbulent. Mit rabiaten Mitteln kämpft die Gruppe Femen gegen Sextourismus und Prostitution in Kiew. Die Studentinnen und Schülerinnen ziehen sich aus, warnen Ausländer, werfen mit Schlamm oder Torten. Ihr Schlachtruf: Die Ukraine ist kein Bordell! „

Einige Auszüge:
„Femen sei keine feministische Organisation, betont Abiturientin Nastia: Ich mag es, wenn mir ein Mann die Tür aufhält oder mich zum Essen einlädt."
„So versammelten sich Studentinnen auf dem Platz der Unabhängigkeit in Kiew, zogen sich aus und steckten sich Dollarscheine in den BH. Gründerin Anna Hutsol: Würden wir in Schlabberlook rumlaufen, würde uns doch niemand wahrnehmen."

Sextourismus ist problematisch. Aber diese Kampagne sehe ich schon sehr kritisch..
Ob diesen Frauen sich wohl bewusst ist, dass sie sich selbst ebenfalls prostituieren? Nur ist hier der Lohn nicht Geld, sondern Aufmerksamkeit und ein Gratisessen in einem schönen Restaurant. Nur weil sie es subtiler und billiger machen, wird es nicht besser- ich würde sogar sagen problematischer, da hier noch die Verleugnung dessen was man macht dazukommt, und die Prostitution für Frauen im Alltag etwas selbstverständliches wird und in jeden Lebensbereich hineinfliesst.

Ausserdem frage ich mich, was die Prostituierten selbst davon halten. Wenn diese es aus Not und unter schlechten Bedingungen tun, wie Femen es behauptet- was haben sie für Möglichkeiten, wenn Femen Erfolg hätte und tatsächlich keine Sextouristen mehr in die Ukraine kommen würden? Wenn der Konkurrenzkampf noch härter wird?

Sonntag, 16. August 2009

"Diese Frauen sind nicht naiv"

http://www.nzz.ch/nachrichten/panorama/diese_frauen_sind_nicht_naiv_1.3196618.html

Ein Interview mit Laura Maria Augustin, wo sie gängige Klischees über Migrantinnen, welche als Prostituierte arbeiten, kritisiert. Der Artikel hat zu viele zitierenswerte stellen, aber hier mal ein Auszug, der nur einen Aspekt der Problematik anspricht:

Interviewer: Frau Agustín, Sie schreiben in Ihrem Buch, der vorherrschende Diskurs über Prostitution sei geprägt von einem «fundamentalistischen Feminismus». Was meinen Sie damit?
Laura María Agustín: Damit meine ich Feministinnen, die davon ausgehen, dass Frauen über alle kulturellen und sozialen Grenzen hinweg eine gemeinsame Essenz und ein gemeinsames Schicksal teilen: nämlich Opfer der männlichen, sexuellen Gewalt zu sein. Frauen sind für sie generell Opfer und Prostituierte ganz besonders. Prostitution heisst für diese Art Feministinnen Vergewaltigung, und also müssen die Prostituierten gerettet werden. Diese Axiome zu leugnen, ist für sie gleichbedeutend mit einer Leugnung des Holocaust, denn auch hier geht es angeblich um eine Art Genozid: an den Frauen. Das Leiden und der irreparable Schaden, der durch Sex ohne Liebe verursacht wird, ist für sie mit keinem andern Leiden zu vergleichen. Das sind Vorstellungen von weissen, christlichen Mittelstands-Frauen, die dann auf die ganze Welt projiziert werden.

Hier spricht sie einen sehr wichtigen Punkt an: Die eigenen Idealvorstellungen über Sexualität auf andere zu übertragen. Besonders schlimm ist dies dann, wenn Menschen, die nicht die gleichen Vorstellungen haben als seelische Krüppel und psychisch Gestörte hingestellt werden. Doch genau dies ist es, was einige fundamentale Feministinnen tun: Prostituierte hätten eine zerstörte Seele, schliesslich kann keine psychisch Gesunde Frau Sex ohne Liebe "ertragen".
Solche Aussagen dienen dazu, Prostituierte als unglaubwürdig hinzustellen. Mit einer psychisch Kranken kann man schliesslich Mitleid haben, sie "retten" (notfalls auch gegen ihren Willen), aber man muss ihr Gesagtes nicht ernst nehmen, denn die Arme ist verblendet und kann keinen klaren Gedanken fassen.
Daneben bezeugen solche Worte einen Sexismus, wie ich ihn selten sehe.. Frauen, die Sex mit fremden Männern mögen/nicht ganz schrecklich finden sind psychisch gestört? Hallo Geschlechterklischees und Kontrolle der weiblichen Sexualität.

Dienstag, 11. August 2009

Körperverkauf vs. Dienstleistung

Ich kann es fast nicht glauben, was eine gewisse Person gerade so rausgelassen hat. Wie schlimm der Madonna/Hure Komplex im Patriarchat doch sei, sagt sie, und dann so etwas: Solange es käufliche Frauen gibt, werden Männer uns in den gleichen Topf wie euch Nutten werfen! Deshalb seid ihr an der schlechten Situation von Frauen schuld!

So nun zum eigentlichen Thema: Sexarbeit als "Körper verkaufen" zu bezeichnen.

Den Begriff "Verkaufen" finde ich deshalb kreuzfalsch, weil Verkaufen die VERÄUSSERUNG einer SACHE ist. Veräusserung bedeutet, dass der frühere Besitzer die Sache entgültig verliert. Ich verliere mich aber nicht, und der Kunde nimmt keine Körperteile von mir mit nach Hause.. wenn man einen Begriff für eine Sache auf Prostituierte anwenden will, dann wäre Vermieten wenn schon das richtige Wort. Aber Menschen sind nunmal keine Sachen. Wenn Menschen Handlungen für Geld vornehmen und damit auch ihre Zeit verkaufen, gelten Wörter wie Auftrag, Arbeit etc. Wenn man bewusst (und nicht nur weil es im allgemeinen Sprachgebrauch zt. so ist) "verkaufen" auf Sexarbeit anwendet, impliziert man entweder, das Prostituierte keine Menschen sind oder das man durch Sex den Besitz am eigenen Körper verliert- denn unentgeltlich Sex haben wäre dann ja, "sich zu verschenken", was auch wieder heisst das man nicht mehr sich selbst gehört. Sex ist aber eine Handlung, welche zwei Menschen ,die (wie alle) sich selbst gehören, vornehmen.

Deshalb finde ich es ziemlich merkwürdig, dass gerade radikale Feministinnen so stark darauf bestehen, das es sich hier nicht um eine spezielle Dienstleistung, sondern um "Körper verkaufen" handelt.

Sonntag, 9. August 2009

Prostituierte und Beamte

Gemäss einer Umfrage mit über 3000 Teilnehmern geniessen Prostituierte in China mehr Vertrauen als Beamte. Das ist doch mal was... Von einigen wurde dieses Ergebnis als "erschütternd" bezeichnet (Huren sind schliesslich verlogen und geldgierig, wie bisher die offizielle Meinung galt). Aber wen wundert es denn bei dem Staat, welchen die Beamten repräsentieren?

http://www.news.at/articles/0932/15/247954/chinas-prostituierte-on-top-laut-umfrage-beamte